Auf
dieser Seite werden nach und nach Erzählungen und Erinnerungen
erscheinen, soweit noch welche vorhanden sind. Sie werden wohl
Alltägliches, Lustiges, Interessantes, Trauriges oder Spannendes
enthalten. Wichtig soll dabei ein bisschen erzählt werden, was so
passieren konnte. Lassen Sie sich überraschen. Um niemaden zu verunglimpfen werden Namen nur gekürzt angegeben. Ich bitte um Verständnis. |
7e Der
Kinderwagen Es war
in den späten 1960ern. Zwischen den beiden Schranken des Posten 7e, Talhofweg
und Weinbergstrasse, befanden sich auch noch zwei unbeschrankte
Fusswegübergänge (heute sind beide mit automatischen Schranken gesichert). Die
beiden Übergänge dienten Anwohnern und Spaziergängern, die zu den weiter oben
liegenden Weinbergen und zum Wald (bei der "Chöpfi") wollten. In der Regel pfiffen hier die Züge
auch nicht, da die Strecke ja gut einsehbar war. Doch es geschah an einem Sonntag zu jener Zeit. Es war trockenes Wetter und Spaziergänger waren unterwegs. So auch eine Frau, die einen Kinderwagen schob. Sie kam von unten her zum östlicheren der zwei mit Andreaskreuzen markierten Übergänge und wollte wohl danach nach links in den Parallelweg neben dem Gleis. Dabei geriet sie mit einem Rad des Kinderwagens in die Rille einer der zwei Schienen. Das Rad verkantete sich. Die in einiger Entfernung befindliche Schranke am Talhofweg war zu jenem Zeitpunkt bereits eine Weile gesenkt, da sich ein Zug aus Winterthur näherte. Die Frau versuchte verzweifelt den Kinderwagen freizubekommen, aber in der Nervosität gelang ihr dies nicht. Die Wärterin im etwas entfernten Posten sah mit Schrecken was passiert ist, konnte aber nur aus dem Fenster schreien: „weg vom Gleis!“ In der Ferne war der herannahende Zug schon zu hören und als die Lok den Übergang Talhofweg erreichte, reagierte der Lokführer mit einem langen, markerschütternden Pfiff. Erst da realisierte die Frau die Gefahr, riss das Kind aus dem Wagen und sprang vom Gleis weg und unmittelbar danach wurde der Kinderwagen von der Lok erfasst. Für alle Beteiligten waren dies extreme Momente von Stress und Panik, doch zu guter Letzt überlebten alle. Allerdings musste die Frau einen neuen Kinderwagen kaufen... Erzählung der Wärterin, rund 10 Jahre später |
7e „Lausbubenstreich“ Schlagzeilen
in der örtlichen Tageszeitung machte ein Zwischenfall beim Posten 7e. Ein als
„Lausbubenstreich“ genannter Fall, der heute eher unter das Kapitel Sabotage
fallen würde. Es geschah in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre, als mein Grossvater mir aus der Zeitung vorlas: „In der Frühe, als der erste Zug fällig war, wollte die Wärterin des Barrierenpostens bei der landwirtschaftlichen Schule Wülflingen die Barrieren am Talhofweg und an der Weinbergstrasse senken. Während die Anlage an der Weinbergstrasse ordnungsgemäss funktionierte, tat sich an der Barriere Talhofweg nichts. Im Gegenteil, die Reaktion des Seilzuges war an der Kurbel nicht einmal zu spüren. Die Barriere liess sich nicht senken! Die Distanz bis zum Talhofweg war jedoch zu gross und die Wärterin konnte nicht hinrennen, um mit der roten Fahne den Übergang abzusichern. Folglich nahte der Zug mit lauten Pfiffen. Einmal vorbeigefahren, begab sich die Wärterin entlang des Geleises zum Talhofweg. Mit grossem Schreck musste sie feststellen, dass der Seilzug einige Meter von der Barriere entfernt durchgeschnitten war!“ Wer war das? Diese Frage wurde leider nie beantwortet. Text damals vorgelesen durch Walter H., Winterthur und Jahre später erfuhr ich auch direkt von einer Wärterin davon |
15d Das
Auto unter der Kurve Es war an einem Samstagabend im Januar 1982. Die Hauptstrasse von Mammern nach Steckborn war leicht mit Eis bedeckt. Der Autoverkehr bewegte sich den Umständen entsprechend mit eingeschränkter Geschwindigkeit. Es war nach 20 Uhr und die Zugmeldeanlage meldete eine baldige Zugfahrt ab Mammern. Nun, die beiden unteren fernbedienten Barrieren senkte ich schon bei Meldung „Grün“, obwohl der Zug noch in Mammern stand. Während ich auf das rote Signal an der Meldeanlage wartete, welches mir die Ausfahrt des Zuges anzeigte, stand ich, die Kurbel schon in der Hand, bereit um die Barriere an der Hauptstrasse zu senken. Vier Autos mit einheimischen Nummernschildern überquerten das Gleis. Unmittelbar dahinter folgte ein roter Wagen mit einem „KN“-Nummernschild. Doch dieses Auto folgte nicht den anderen in Richtung Steckborn, sondern bog zum Posten ab und kam unmittelbar am Fusse der Treppe zum Häuschen zu stehen. Ein junger, sichtlich aufgeregter Autofahrer entstieg dem Wagen und fuchtelte mit den Armen. Ich öffnete die Türe und er rief: „da unten liegt ein Auto auf dem Gleis!“ „Wo genau?“ war meine Frage. „Grad unterhalb der 90° Kurve, wo das Gleis tiefer als die Strasse liegt!“ kam zur Antwort. Was konnte ich machen. Den Zug aufhalten! Noch hatte ich Meldung „Grün“. Also ergriff ich den Telefonhörer und kurbelte wie verrückt das Kollektivrufzeichen ___________ (sehr langes Kurbelzeichen!), in der Hoffnung der Fahrdienstleiter in Mammern gehe ans Telefon. Doch es war die Kollegin
vom Posten 15c in Mammern. „Was ist los?“ fragte sie. „Ein Auto liegt auf dem Gleis, der
Zug darf nicht kommen!“ rief ich ins Telefon. Geistesgegenwärtig begann meine
Kollegin ihre Barriere wieder zu öffnen. Eigentlich streng verboten. Doch beim
Posten 15c waren die Barrieren mit dem Signal verbunden. So fiel das
Ausfahrsignal im Bahnhof Mammern wieder auf Rot zurück. Dies gerade in dem
Moment, als der dortige Fahrdienstleiter dem Zug den Abfahrbefehl geben wollte.
Natürlich rannte er sofort ans Telefon und rief in dieses „was macht ihr da?“.
Umgehend konnte ich die Situation schildern. Darauf veranlasste der
Fahrdienstleiter alles notwendige, damit Polizei und Sanität zur Unfallstelle
kamen – was damals noch eine recht lange Zeit dauern konnte. Diese Zugfahrt und
alle übrigen an jenem Abend wurde abgesagt und wir mussten jeden Zug als
„Ausfall“ im Tagebuch vermerken. Wie mir die Polizei hinterher berichtete, waren alle vier Insassen des verunfallten Autos relativ stark alkoholisiert. Da sie auf dem geraden Strassenstück nach dem Bahnübergang bei mir zu viel beschleunigten, schafften sie es nicht, auch wegen der gefrorenen Fahrbahn, die 90° Kurve zu fahren und sausten über die Leitplanke hinweg auf das Gleis, wobei sich das Auto einmal drehte und auf dem Dach landete. Zwei Insassen wurden aus dem Auto geschleudert, wovon einer am Seeufer sass, der andere im Schock auf dem Gleis in Richtung Mammern lief. Die anderen zwei befanden sich noch im Auto, waren aber mehr geschockt, als ernsthaft verletzt. Dem Fahrer wurde am Ort des Unfalls der Führerschein entzogen. S.R. damals in Mammern |
Es geschah 1955, die Barrierenwärterin und der König Versetzen Sie sich ins Jahr 1955, besser gesagt am Sonntag 6. November 1955. Der täglich verkehrende Zug 4968 ab Seuzach um 13.30 Uhr, mit Halt in Reutlingen wurde auch im Posten 8a in Oberwinterthur erwartet. Im 8a arbeitete Frau G. H. als Ablöserin, da die sonst um diese Zeit anwesende Wärterin ihren freien Tag hatte. Frau H. hatte bereits die Barrieren am Stofflerenweg und an der Hegmattenstrasse und jetzt auch an der Frauenfelderstrasse gesenkt, stand aber noch an den beiden Kurbeln der Frauenfelderstrasse. Es war ein nass-kalter Tag, kein Vergnügen hier im Freien zu sein. Bis zur Durchfahrt des Zuges dauerte es noch einige wenige Minuten. Plötzlich näherte sich aus Richtung Wiesendangen ein Auto mit hoher Geschwindigkeit und auf der nassen Strasse schleuderte es ganz schön. Frau H. sah es kommen und vermutete - mit Recht - dass es der Fahrer des Wagens nicht schaffen kann, vor dem Übergang anzuhalten. Geistesgegenwärtig packte die Wärterin die Kurbeln und begann diese im Gegenuhrzeitersinn zu drehen, damit sich die Barrieren ein Stück weit hoben. Das Auto sauste unten durch und als es die andere Seite des Überganges erreichte, kurbelte sie unverzüglich wieder in die Gegenrichtung, um die Schlagbäume wieder zu senken. Momente mit Herzklopfen waren das... Kurz danach fuhr der Zug in Richtung Bahnhof Oberwinterthur durch. Als die Wärterin jedoch kurz darauf eine Belohnung für dieses beherzte Vorgehen bekam, erfuhr sie erst, wen sie da "durchschlüpfen" liess. Es war König Paul von Griechenland mit seiner Frau Königin Fredericke, die von Konstanz nach Zürich unterwegs waren. Sie hatte dem Königspaar unbewusst das Leben gerettet und wurde, zu ihrem Staunen, fürstlich dafür belohnt. (was sie genau bekam bleibt ein Geheimnis) aus verschiedenen Quellen, sowohl dienstlichen, als auch persönlichen verschiedener Personen |
Übergang Pflanzschulstrasse (Posten 9c, Winterthur) Erinnerung eines Kantonsschülers von damals
Da fing doch eines Tages unsere Bubenklasse im 1. Gymi (1956) einen (Buben-)Klassenarrest ein. Der Grund dazu: Wir
mussten jeweils mitten in einem Halbtag drin zum Schwimmen vom «Lee» (dem
alten, östlichen Kanti-Schulhaus) ins Geiselweid-Schwimmbad hinüber. Die
Winterthurer fuhren mit dem Velo hin. Wie es die Auswärtigen ohne Velo machten,
weiss ich nicht. Unser Turnlehrer schaute sehr auf Pünktlichkeit. Oft war die Barriere an der Pflanzschulstrasse der «Vierspurigen» geschlossen. Einmal warteten wir lange vor der Barriere, plötzlich ging sie in die Höhe und wir strömten hinüber – begleitet von einem lauten Schimpfen der Barrierenwärterin. Erst nachträglich erfuhr ich (und ein grosser Teil der andern), dass offenbar ein Klassenkamerad die Barriere von Hand angehoben hatte (sicher, ohne zu realisieren, dass dies für uns alle lebensgefährlich war). Die Barrierenwärterin meldete den Vorfall dem Rektorat, darum gab es danach den Klassenarrest. H.H. damals aus Winterthur (der Redaktion persönlich bekannt) Dies war ein Zwischenfall, wie er an den verschiedensten Bahnübergängen (nicht nur in Winterthur) nicht selten vorkam. |
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