Im Grunde genommen gab es keine wirkliche Vereinheitlichung der Dienstgebäude der Barrierenposten in der Schweiz. 1902 mit der Verstaatlichung der grossen Bahngesellschaften erbten die Schweizerischen Bundesbahnen SBB eine vielzahl unterschiedlichster Bauten. Bei den Vorgängerbahnen, wie auch meist bei den SBB waren die Barrierenposten eher etwas "lästiges", man brauchte sie zwar, um Unfälle auf Bahnübergängen zu vermeiden, aber man wollte sich derer baldmöglichst entledigen. So begann man früh mit dem Bau von Strassenüber- und Unterführungen oder, wie im Falle der Stadt Zürich (in Aussersihl-Wiedikon), verlegte man ganze Streckenabschnitte, auch um die Übergänge einzusparen. Man versuchte auch so oft wie möglich, Barrieren von der nächsten Station, vom nächsten Stellwerk oder von einer Blockstelle aus zu bedienen. Doch nicht überall war dies möglich. Deshalb wurden meist die Frauen von Streckenwärtern und anderen Streckenarbeitern angestellt, denn diese wohnten in den Wärterwohnhäusern entlang der Strecken. Ein separates Postengebäude wurde dann oft nicht errichtet. Frau Barrierenwärterin hielt sich im Wäterwohnhaus auf und wenn ein Zug fällig war musste sie sich ins Freie begeben, um dort die Barrieren zu schliessen. Entweder mussten die Barrieren direkt bewegt werden, wie z.B. Dreh- und Schiebelatten, oder das Bedienelement (Kurbelstöcke) stand im Freien beim Wärterhaus. Erst mit den Jahren, als auch der Bahnverkehr dichter wurde und in mehreren Schichten die Dienste geleistet werden mussten, begann man Dienstgebäude für Barrierenposten zu bauen. Beim Bau der Häuschen wurde auch darauf geachtet, dass sie leicht zu transportieren und schnell aufzubauen waren. Weshalb man gerne auf vorgefertigte Elemente aus Holz gegriffen hat. Bekannt ist, dass z.B. Eternitschindel-Häuschen komplett, natürlich ohne Fundament, auf Tiefladern transportiert wurden (wurde vom Inhaber dieser Seiten selber beobachtet und in den späten 1960er Jahren war ein solcher Transport eine grosse Sensation!). Vor Ort wurde das Fundament vorbereitet, da die Trageisen für die Winden (Kurbelstöcke) der Barrieren speziell stabil montiert sein mussten (diese sind mit dem Fundament fest verbunden), um dem Zug durch die Drahtseile stand zu halten. Waren Fundament und die tragenden Teile einmal fertiggestellt wurde das Häuschen darauf montiert. Dies soll eine kleine, da wohl für immer unvollständige, Übersicht über die Postenbauten geben. |
Eigenbauten der Bahnen | SBB, aber auch Privatbahnen |
.Posten 15 c .Posten 15 c Posten 5 d 98 a |
Oft
wurden ganz einfache Holzbuden aufgestellt, wie sie auch für
Weichenwärter usw. verwendet wurden (siehe nächstes Kapitel). Das Gebäude war komlett aus Holz, in der Regel rechteckig, mit nur einem Raum, der manchmal von Beginn an, manchmal erst später unterteilt wurde, damit auch eine Toilette Platz bekam. Die Kurbelstöcke für die Barrieren standen im Freien, dazu noch ein Spindelläutewerk oder ein anderer Typ an Glocken, welche die Züge ankündigten. Erst in späteren Jahren wurde die Bedienstelle überdacht. Entweder mit einem einfachen Dach (3 Wände und ein abgeschrägtes Dach drauf, damit Schnee abrutschen konnte), so zum Beispiel bis 1965 beim Posten 7c in Winterthur, dieser Unterstand befand sich etwa 3 Meter vom Postenhäuschen entfernt. In einem weiteren Schritt wurde, wenn dies die Verhältnisse zuliessen, ein Vorraum an die bestehende Bude angebaut, welcher die Bedienelemente umfasste. Solche Bespiele sind unzählige zu finden gewesen. So in Mammern (Posten 15c), wo der Anbau in der Länge an die vorhandene Bude angebaut wurde. Oder in Neuthal (Posten 98a), dessen Postengebäude zwar aus Glarus stammt, aber schon dort entsprechend mit einem Anbau an der Stirnseite versehen wurde, weshalb die beiden Dächer nicht richtig übereinstimmen und auch im inneren die Böden von Vorraum und hinterem Raum auf unterschiedlichen Höhen liegen. Im Bild hier Posten 15c. In der Längsanischt wird ersichtlich, dass der Vorbau einige Zentimeter kürzer ist, als die urspüngliche Bude. Die Kurbelstöcke für beiden Barrieren befinden sich links unmittelbar neben der Türe weshalb diese nur nach aussen geöffnet werden konnte. Auf dem unteren Bild ist unschwer zu erkennen, dass sich in der Stirnseite der ursprünglichen Bude eine Türe befand, diese war der Zugang zur Toilette, welche nach Ansetzen des Vorbaues dann durch diesen erreicht werden konnte. An den unterschiedlichen Dachschrägen sieht man auch wo der Vorbau angesetzt wurde. Die Holzverschalung wurde jedoch mit viel Sorgfalt vereinheitlicht. Der Posten in Kaiserstuhl AG hatte sogar einen stirnseitigen Anbau mit Flachdach. Weitere Posten deren Anbau später realsiert wurde: 5d Kaiserstuhl 5n Rietheim stirnseitig 7f Lantig (längs angebaut) 7g (stirnseitig angebaut) 8c "Haltestelle Reutlingen" stirnseitig (mit zusätzlichem seitlichem Anbau als Warteraum für Passagiere) 15b Eschenz (stirnseitig) 98a Neuthal (stirnseitig) Posten Oberwiesenstrasse Wallisellen (stirnseitig) Posten am Bahnhof Dietlikon (Seite Wallisellen) stirnseitig 26k (Girhalde Effretikon) stirnseitig 27d Uster stirnseitig Liste unvollständig . . . . . . . . . . . zweitunterstes Bild: Bild des Postens 5d in Kaiserstuhl, gut ist der angesetzte (angebaute) Vorraum/Bedienungsraum zu sehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ganz unten: Posten 98a, der angesetzte Vorraum ist gut zu erkennen. |
Die ganz einfachen Bauten | SBB und Privatbahnen |
Dieses
Häuschen bei Les Verrières zeigt den urpsrünglichen
Baustyl aus welchem besonders die Postengebäude der obigen Serie
durch Erweiterungen, Verlängerungen, Anbauten usw. entstanden sind. Man muss sich bei diesem Häuschen nur die wenigen modernen Beigaben (wie Signalschalter und Blinklichtanlage) wegdenken und schon könnte man sich in die Zeit zurückversetzen, als ein Wärter 4 Minuten bevor der Zug kommt, mit zwei hölzernen Schiebelatten den Wegverkehr unterbricht. |
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Posten 15 f |
Eine
extrem einfache Bauart, die nicht zum Verweilen zwischen den Zügen
einlud war der Posten in Oberentfelden, der Hütte war so klein,
dass sich nur eine Person darin aufhalten konnte und die
Kurbelstöcke im Freien standen. Ähnlich klein, aber mit den Kurbelstöcken im Inneren, waren die Posten in 6n Sünikon 6o "Paffenrank" Liste unvollständig |
Postengebäude des Typs ERNE | SBB, DB, evtl. noch andere; Bauplan siehe ganz unten |
Posten 2 b Posten 2 b Posten 15 d |
Postengebäude des Typs ERNE Zwischen den beiden Weltkriegen gab es verschiedene Gründe auch ein wenig in Barrierenposten zu investieren. Auf der einen Seite mussten die Arbeitsbedingungen, besonders nach der grossen Depression, verbessert werden, auf der anderen Seite mussten sich auch die SBB ab 1920 an Arbeitsbeschaffungsmassnahmen beteiligen. Zudem kamen viele alte, windscheife Barrierenpostenhäuschen "in die Jahre" und mussten ersetzt werden. Der gegen die 1930er Jahre auch wieder zunehmende Bahnverkehr verlangte auch nach etwas besser eingerichteten Arbeitsstellen. Die Firma Erne Holzbau bekam dabei auch Aufträge, sowohl für die Bahnen in der Schweiz als auch in Deutschland (Süddeutschland/Baden?). Ganz offensichtlich fällt in jene Zeit der erste Versuch eines einheitlichen Barrierenhäuschens, es wurden die Häuschen vom Typ Erne entwickelt, die mit ihren acht Ecken auffielen. Dienst- und Aufenthaltsraum waren in einem Raum untergebracht. 5 Fenster, plus eines in der Eingangstüre. Im nach hinten "herausragenden" Teil gab es zwei kleine Räume, einer mit Toilette und Waschbecken, der andere wurde als Materialraum verwendet, worin Reinigungsmaterial für die Barrieren und die Strasse und Streugut für den Winter untergebracht waren. Je nach dem war auch Brennholz dort untergebracht, dies hing von der Art der Heizung ab (es gab Holz-, Brikett-, Oel- oder Gasheizungen). Es war unterschiedlich, teilweise standen diese Bauten ebenerdig, manchmal auf einem 2 bis 4 Stufen hohen Betonsockel. Die Kurbelstöcke standen an den Fenstern, an der Rückwand befand sich die Heizung, das Telefon und in den meisten Fällen auch die Zugmeldeanlage. Die weitere Möblierung war, des knappen Platzes wegen bescheiden und bestand in der Regel aus einem kleinen Kästchen (für die Reglemente) und einer kleinen Tischfläche und einem oder zwei Stühlen. Inwieweit weitere persönliche Einrichtungen, wie Teppichboden, Vorhänge, Blumen usw. Platz finden konnten, lag sehr stark im Ermessen der jeweiligen Bahnmeister, einige liessen fast alles zu, andere fast gar nichts. Bekannte Posten mit Erne Häuschen (Liste unvollständig): Schweiz Posten 2 b in Brugg (Seite Schinznach Bad) hier nebenstehend mit Vorder- und Rückansicht 3 e (oder f?) Dietikon 6 a Zürich-Seebach/Oberhausen 6 c Oberglatt 9 c Winterthur (jetzt im Verkehrshaus Luzern erhalten) 9 c Escholzmatt 13 n Lutterbach-Attisholz 15 d Glarisegg (unterstes der drei Bilder) 15 f Berlingen Eschibach 17 c Hendschiken 1 Posten in Rorschach 2 f in Klingnau Posten in Bärau (BE) Posten Sternmattstrasse Luzern (vermutlich weitere an der Brünigbahn) Posten 21 b Luzern ? Posten Sarnen Kernserstrasse Posten Werthenstein Posten zwischen Büren a d Aare und Dotzigen . Deutschland: Waldshut Wahlwies . . . |
Eternitschindel-Häuschen | nur SBB |
. |
Die
mit gelben Eternitschindeln verkleideten Häuschen waren besonders
in der Deutschschweiz oft anzutreffen. Der Aufbau dieser Häuschen
war relativ grosszügig und sie boten mehr Platz als die
übrigen Bauten. Ähnliche Platzverhältnisse bestanden nur
im Neubau (ganz unten). Sie verfügten über: einen Vorraum zur Bedienung der Barrieren, auf drei Seiten und in der Türe mit Fenstern versehen einen separaten Aufenthaltsraum, mit Heizung und zwei Fenstern einer separaten Toilette in der Regel mit Waschbecken und kleinem Fenster einem separaten Materialraum. Bei den Bildern hier vom Posten 15h sieht man gut den hellen nach beiden Seiten und dem Gleis offenen Vorraum, wobei man durch die verglaste Eingangstüre auch gut die Strasse nach hinten einsehen konnte (je nach Standort der Kurbelstöcke). Der Aufenthaltsraum wies auf beide Seiten je ein dreiteiliges Fenster auf. Durch den Kamin zwischen Aufenthaltsraum und Toilette, wurde auch diese, wenn auch nur sehr wenig, warm gehalten. Während sich Haupteingang und Eingang zum Materialraum unter dem relativ grosszügigen Vordach befanden, war man für den Gang zur Toilette, deren Eingang nur über die Rückseite des Häuschens möglich war, dem Wetter ausgesetzt. Bekannte Posten mit solchen Häuschen (Liste unvollständig): 7a Winterthur 7b " 7d " 7e " 9b " 9e " 8b " Posten Grüze Winterthur 13f Bischofszell 15 e Steckborn östlicher Posten in Rämismühle (Seite Turbenthal) 16h Salmsach 26l (Thalegg bei Kemptthal) Posten alte Winterthurerstrasse Wallisellen 26r Glattbrugg Posten Kriesbachstrasse Dübendorf Deutschland 8o (Rielasingen-Singen, SBB Strecke) |
Gemauerte Häuschen | SBB, vielleicht auch Privatbahnen |
Posten Minusio |
Richtiges
Mauerwerk fand man ebenfalls, wenn auch häufiger in der
französischen und italienischen Schweiz (aber nicht nur...) Hier ein solcher Vertreter in Minusio bei Locarno |
Posten 50 b (?) Soyhières |
Bis zuletzt nicht selten anzutreffen waren die Wärterwohnhäuser, die gleichzeitig den Barrierenposten beherbergten. In Soyhières-Bellerive (an der alten Streckenführung) stand ein solches Gebäude, hier war der Posten im ansprechenden Vorbau untergebracht. In anderen Fällen mussten sich die Bewohner des Hauses den Platz mit dem diensttuenden Personal teilen. Da war ein gutes Auskommen zwischen den Mitarbeitenden einfach Pflicht. weitere Posten mit ähnlichem Baustyl: Posten 151 a Courfaivre Posten 151 b Bassecourt |
17 b Arbon; Foto R. Werder |
Einen gefälligen Baustyl wiesen mehrere Posten entlang des Bodensees auf. Gemauertes Häuschen, wobei einige komplett mit gemauerten (Ziegelstein verputzt?) Wänden erstellt wurden, während andere einen, vielleicht nachträglich angefügten Bedienungsraum aufwiesen, der mit Holz ausgebaut wurde. Ähnliche Posten fand man: 15 i, 15 l, 16 o (?) |
Individuelle oder modernere Baustyle | nur SBB |
Posten 7 c Posten 7 c |
Im Februar 1965 beendeten die SBB die Bedienung der 3 Barrierenanlagen des Postens 7c
im Freien, in dem auf der anderen Seite des Geleises ein komplett neues
Postenhäuschen erstellt wurde. Es handelte sich vermutlich um das
modernste Postenhäuschen der ganzen Schweiz. Vom Grundriss her entsprach es teilweise den Eternitschindel-Häuschen, aber die Räumlichkeiten waren durchweg etwas grosszügiger, wenn es sich auch nur jeweils um einige Centimeter handelte. Ganz neu war, dass die Toilette durch den Materialraum erreichbar war und somit das Gebäude nur noch über zwei Aussentüren verfügte. Beide Eingangstüren zu Materialraum/Toilette und Bedienungs- und Aufenthaltsraum befanden sich unter dem Vordach auf der Gleisseite. Ein recht gut isoliertes Flachdach gehörte zu den weiteren Merkmalen dieses Postens. Bild oben (ca. 1978): Posten 7 c von der Feldstrasse aus gesehen. Frau Dubach war gerade am Reinigen der Fenster. Bild unten (ca. 1972): Posten 7c Blick vom Aufenthaltsraum in den Bedienungsraum. Bei starker Sonne wurden die Rollläden gesenkt, eine weitverbreitete Praxis. |
Bauplan der Häuschen des Typs "Erne", Bilder siehe oben. Mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Signalhalle Steinen. Das Patent ist abgelaufen, gemäss der Firma Erne. | |
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