BARRIERENPOSTEN
IN DER SCHWEIZ
TECHNISCHE EINRICHTUNGEN
Die Winden (Kurbelstöcke, Triebstöcke)
7f
Posten 7 f, Bild Fredi Eichmann
98a
98 a
Dies sind die üblichen Typen, wie sie verwendet wurden.
Links: Kurbelstock für eine fernbediente Barriere. Diese zu schliessen bzw. zu öffnen benötigt 16 Umdrehungen.
Schliessvorgang
8 Umdrehungen um das Vorläuten an der Barriere zu aktivieren (Glocke an der Barriere schlägt an)
8 Umdrehungen um die Barriere zu senken (Glocke an der Barriere schlägt an)
Öffnungsvorgang
8 Umdrehungen um die Barriere zu heben
8 Umdrehungen um das Läutwerk aufzuziehen, beim Öffnen schlägt die Glocke an der Barriere nicht an
Alle Umdrehungen beim Schliessen im Uhrzeigersinn, zum Öffnen gegen den Uhrzeigersinn
Die Barrieren wurden durch ihr Eigengewicht in der offenen oder geschlossenen Position gehalten und konnten am Kurbelstock nicht gesichert werden.
Da diese Übergänge oft vom Posten aus nicht einsehbar waren, konnten diese Barrieren durch eingeschlossene Strassenbenützer aufgeworfen werden. War dies der Fall bzw. erreichte die Barriere den geschlossenen Zustand oder man begann sie zu öffnen, ertönte die Glocke auf dem Kurbelstock mit einem oder zwei Glockenschlägen.
Zusätzlich zeigte die Anzeige die Stellung an:
Senkrechter Strich oder das Wort "Offen" gab die offene Stellung der Barriere an
nur ein rotes Feld, das Vorläuten oder Aufziehen der Läutewerkes ist im Gange
rotes Feld mit weisser Mittellinie, die Barriere senkt oder hebt sich (ist in Bewegung)
Waagerechter Strich oder die Angabe "zu" oder "Geschlossen" gab die geschlossene (waagerechte) Stellung der Barriere (Schlagbäume) an
Beginnt man den Vorgang das Läutewerk aufzuziehen (rotes Feld und kurbeln gegen den Uhrzeigersinn) kann die Kurbelrichtung nicht geändert werden - das Läutwerk muss komplett aufgezogen werden. Diese Blockierung im Kurbelstock hörte man, da sie ein Klopfen verursachte.
Rechts: Kurbelstock für eine örtlich oder nahbediente Barriere. Diese zu schliessen bzw. zu öffnen benötigt 8 Umdrehungen
Schliessvorgang
8 Umdrehungen im Uhrzeigersinn
Öffnungsvorgang
8 Umdrehungen gegen den Uhrzeigersinn
Hier kann bzw. muss die Barriere mit der kleinen Falle neben der Kurbelachse gesichert werden.

Auf dem unteren Bild sieht man, dass die Kurbel, um die Barriere zu bewegen in das Zahnrad einrasten muss, das heisst auf die richtige Position bringen und zu sich (zum Bediener) ziehen, denn nur das Zahnrad ist direkt mit der oberen Achse innerhalb des Kurbelstockes verbunden. Die Kurbel ist, wenn nicht eingehängt, frei beweglich, ohne dass sich die Barriere dabei bewegt.
Innerhalb des Kurbelstockes befindet sich an der oberen Achse ein weiteres kleineres Zahnrad, welches unmittelbar auf ein wesentlich grösseres Zahnrad wirkt, welches sich auf der unteren Achse befindet. Die untere Achse umfasst nebst dem Zahnrad im Inneren, auf der Rückseite des Kurbelstockes auch die Kabelrolle, von welcher aus der Seilzug zur Barriere führt.
Es gab eine Unterbauart, bei welcher sich die Kabelrolle mit dem grossen Zahnrad innerhalb des Gehäuses des Kurbelstockes befand und der Seilzug unten senkrecht nach Aussen kam. Diese Bauart war jedoch nur sehr selten anzutreffen.
Etwas öfter fand man die Bauart bei welcher auf der Rückseite zwei Kabelrollen auf einer Achse angebracht waren. Dies war dann der Fall, wenn eine Vollschrankenanlage mit 4 Schlagbäumen mit nur einer Winde bewegt wurde.
ksd
2 b Brugg
Der übliche Kurbelstock konnte auch in etwas abgewandelter Form erscheinen.
Vorwiegend bei Posten mit 2, 3 oder mehr Übergängen, die im Freien zu bedienen waren, fand man diesen Typ. Da waren alle Kurbeleinrichtungen in einem grossen Kasten untergebracht und im Ursprung war der Deckel oben etwas breiter um die beweglichen Teile ausserhalb des Kurbelstockes besser vor Niederschlägen zu schützen.
Im Zuge von Postenmodernisierungen wurden diese Kurbelkästen oft einfach ins neue Gebäude integriert oder das Gebäude darum gebaut.

Beispiele solcher Kurbelkästen:
Posten Girhalde Effretikon mit 3 Kurbeln
Posten 2 b Brugg (Bild) mit 2 Kurbeln
Bahnhof Seuzach mit 3 Kurbeln (befand sich im Freien vor dem Stellwerk)
Posten 8 c Reutlingen mit 3 Kurbeln
2
Menziken
Doppelte Kabelrolle am Kurbelstock, damit mit einer Handkurbel 4 Schlagbäume einer Vollschrankenanlage gleichzeitig bedient werden können, wie hier in Menziken.
In Oberentfelden war dies auch der Fall.
ww
.Wilderswil, Foto Thomas Grell
Einfacher offener Typ einer Winde.
Solchen Winden wurden noch bis zur Aufhebung des Postens in Wilderswil dort verwendet.
Hier wurden die Gegengewichte der Schlagbäume angehoben, um die Schlagbäume zu senken.
Das höhere Gewicht der Gegengewichte hielt die Barrieren in Normalstellung offen.
Siehe unten.
.
2b
2 b in Brugg
Motorisierte Winde, des Typs Integra/Signum.
Sie entspricht den Kurbelstöcken für fernbediente Barrieren, wobei in beiden Positionen (Offen und Geschlossen) die Mechanik eingerastet wurde.
Bei Stromausfall, kann eine Handkurbel eingesetzt werden und die Barrierenbedienung von Hand erfolgen, allerdings läuft die Mechanik meist ziemlich zäh.
Mit den motorisierten Winden konnten alle Barrieren der Typen Bruchsal und Hennigsdorf angetrieben werden, wobei stets Barrieren mit Vorläutewerk damit bedient wurden.
Die Barrierentypen
 tech    glocke
98a Neuthal
Barrieren Typ "Bruchsal"
Dies war die am meisten verbreitete Art der Barrieren im schweizer Bahnnetz, zumindest im 20. Jahrhundert.
Dieser Typ wurde ursprünglich in Bruchsal (Baden/Deutschland) entwickelt, aber später bei Signum/Integra in Wallisellen in der Schweiz in grosser Zahl gebaut.

Bei örtlich bedienten Barrieren (mit oder ohne Läutwerk) erfolgt der Antrieb über den Seilzug auf die Kabelrolle, welche mittels eines Zapfens in einer Führungsschiene am unteren Teil des Schlagbaumes diesen nach oben bzw. unten bewegt. Für das Bedienpersonal besteht der grösste Kraftakt darin, den Schlagbaum in Schwung zu bringen (je nach dessen Länge braucht etwas mehr oder weniger Kraft). Sobald der Schlagbaum das "Gewicht übernimmt" lässt sie sich sanft senken. Umgekehrt muss mit den ersten zwei Umdrehungen das Gegengewicht das "Gewicht übernehmen" und der Schlagbaum lässt sich leicht heben.
Bei fernbedienten Barrieren mit Vorläutewerk, existiert oberhalb der Führungsschiene am Schlagbaum kein Stopper und die Kabelrolle wird beim Öffnen nach hinten "überdreht". Um die Barriere zu senken muss dann dieser Weg zurück gekurbel werden, was das Läutewerk ertönen lässt, dies während mehrerer Sekunden, bis sich der Schlagbaum zu senken beginnt, wenn der Zapfen in die Führungsschiene kommt.
Auf dem rechten Bild sieht man die kleine Falle zwischen Glockenschläger und Kabelrolle, die beim Senken (Kabelrolle läuft dann hier gegen den Uhrzeigersinn) mit jedem Zahn der Kabelrolle kurz angehoben wird und dann wieder nach unten fällt, was den Glockenschläger anschlagen lässt.

In jedem Fall hatte die Witterung einen grossen Einfluss auf die Bedienbarkeit der Barrieren. Bei "Rückenwind" von hinten an die Schlagbäume mussten sie beim Senken gebremst werden, was mitunter ein grosser Kraftakt sein konnte, doch auch beim Öffnen konnte dies viel Kraft erfordern wenn ein starker Wind gegen den Schlagbaum traf.
Weitere Faktoren konnten die Anhaftung von Eis und Schnee an den Schlagbäumen (Stahlrohren) sein, da dann das Gewicht zum Gegengewicht nicht mehr ausgeglichen war. Da hiess es auch ausserhalb der Zugfahrten, Schranke senken und die Anhaftungen abkratzen, denn eine zu starke Belastung konnte im Extremfall den Seilzug so stark belasten, dass es zu Seilrissen kommen konnte.
2b
2 b Brugg
Barrieren Typ "Hennigsdorf"
Die Typenbezeichnung wurde mir in den 1970er Jahren von Angehörigen der Bahnmeisterei 7 so genannt, wie offiziell dieser Name war, weiss ich nicht.

Bei diesem Typ wurde über den Seilzug die Kabelrolle angetrieben und diese wiederum setzte ein Gestänge in Bewegung, um den Schlagbaum zu senken oder zu heben. Die seitlichen Zacken an der Kabelrolle konnten für den Betrieb einer Barrierenglocke genutzt werden, sie waren serienmässig angebracht.
Diese Barrieren konnten mitunter in offener Position leicht schräg stehen bzw. in geschlossener Position nicht ganz waagerecht liegen, wobei dies immer sehr stark vom Unterhalt abhing.
Bis in die 1990er Jahre bestanden noch sehr wenige dieser Anlagen, einige wurden noch in den späten 1970er und über die 1980er Jahre durch einen etwas moderneren Typ der obigen Bruchsal Barrieren ersetzt.
ca
Cadenazzo
Barrieren Typ "?"
Dieser Barrierentyp gehört zu den ältesten Typen die bis fast zuletzt noch Verwendung fanden (im Bild Cadenazzo).
Hier befand sich die Kabelrolle auf der selben Achse wie der Schlagbaum, das heisst, dass die Kabelrolle nur eine Umdrehung von 90° machen musste.
Dies wiederum erforderte nur wenige Kurbelumdrehungen an der Winde, in der Regel nur etwa 2-4, je nach Übersetzung im Kurbelstock.

Diese Barrieren hatten einige Nachteile:
Vorläuten und Läutewerk waren nicht möglich
Um das Gewicht so gering wie möglich zu halten unterliess man auch das Anbringen von Hängegittern
Bei starkem Wind waren diese Barrieren, obwohl sie nur dünne Schlagbäume hatten, schwer zu bewegen

Vorteile:
Sehr unterhaltsarm, da nur ganz wenige Stellen eingefettet werden mussten

Bekannte Übergänge mit diesem Barrierentyp:
Cadenazzo, beide Übergänge beim Posten
Wettingen am Bahnhof
wwges       gel
1                                                                                       2
gewicht    rolle      winde
3                                                                                     4                                                               5
Barrieren Typ "?"  (alle Bilder des Überganges Wilderswil von Thomas Grell, Jahr 1998), der Posten Wilderswil bestand bis ca. 2001

Dieser denkbar einfache Barrierentyp fand bei einigen Bahnen in der Schweiz Verwendung, besonders bei Privat- und Schmalspurbahnen.
Die in der Regel hölzernen Schlagbäume besassen keine Hängegitter

Das Gelenk hielt den Schlagbaum fest und wurde auf eine einfache "Unterlage" wie in Wilderswil auf ein im Boden verankertes Stück Schiene montiert (2).
Das Gegengewicht (3) musste schwer genug sein, um die Schlagbäume in geöffneter Stellung zu halten und mit einer Winde (es gab auch die normalen Kurbelstöcke dafür) wurde das Gegengewicht nach oben gezogen, damit sich die Schlagbäume senkten. In gesenkter Stellung musste am Kurbelstock (5) gesichert werden, damit die Schlagbäume nicht von alleine wieder hochgingen.
Die einfachen Seilzüge liefen dann über eine erhöhte Umlenkrolle hinter der Barriere (4).
Diese Bauart hat eine Einschränkung, die Barrieren lassen sich nicht perfekt in senkrechte Position bringen (1).

Durch die kostengünstige Bauart, fand man Schranken dieser Art sehr oft in französischen Kolonien, aber auch bei vielen anderen Bahnen.

Bekannte Übergänge mit dieser Bauart:
Schweiz:
BOB Wilderswil 2 Übergänge
RhB Klosters Dorf, Wiesen, Igis (die anderen auch?)

Frankreich: Luçay-le-Mâle, Heugnes; weitere
Argentinien: extrem zahlreich
Brasilien: Guarantinguetá und andere
Benin: Cotonou, Parakou




plan
Plan dieser Bauart von Thomas Grell
Zugsankündigung
tel
Streckentelefon Posten 98 a
Streckentelefon mit Handkurbel
cad
Mantelläutewerk Posten Cadenazzo,
Streetview
Mantelläutewerk
Dies ist der ältere Läutwerkstyp der in der Schweiz Verwendung fand. Besonders viele Mantelläutewerke fand man an der Gotthardbahn, doch auch in anderen Regionen.
So besass auch das Stellwerk an der Zürcherstrasse in Winterthur Mantelläutewerke.

Posten 98a Neuthal verfügt noch über eines im aktiven Betrieb.
glocke
Haltestelle Neuthal DVZO, Läutewerk Seite Bäretswil
Siemens Spindelläutewerk
Diese fanden weitherum Verwendung. Nicht nur in der Schweiz, auch in Frankreich, Deutschland, Niederlande, Luxemburg und anderen Ländern.

Wie die oben aufgeführten Mantelläutewerke verfügen sie über einen Mechanismus wie ein Uhrwerk und müssen mittels Handkurbel (siehe zweitunterstes Bild) aufgezogen werden.

Vor diesem Läutewerk steht noch eine Säule in welcher man das tragbare Streckentelefon einstecken konnte.
98a-7b
Zugmeldeanlage, Posten 98 a (ehemals im Posten 7 b Winterthur eingesetzt)
Zugmeldeanlage, diese etwas moderneren Zugmeldeanlagen wurden etwa 1960 auf verschiedenen Posten in Betrieb genommen.
Die abgebildete Anlage zeigt nicht nur die Signalstellung der beiden Abgangsbahnhöfe (ursprünglich links "Hettlingen" und rechts "Winterthur"), sondern auch noch die Stellung des Einfahrsignales von Winterthur, da der Posten 7b (und auch 7a) signalabhängig waren. Das heisst das Einfahr- und Ausfahrsignal nur geöffnet werden konnten, wenn die Barrieren beider Posten gesenkt waren.
Das Bild entstand am neuen Wirkungsort dieser Zugmeldeanlage, im Posten 98a in Neuthal, und hier besteht ebenfalls Signalabhängigkeit, weshalb die Signalanzeige hier gerade korrekt ist (das Bild wurde allerdings bei abgeschaltetem Stellwerk aufgenommen).
Dieser Typ Zugmeldeanlagen war auf jeden Fall in Betrieb auf den Posten:
7a, 7b, 7c, 7d, 7e, 7f, 7g
17b
Zugmeldeanlage, Posten 17b Arbon, oben hängt auch die Handkurbel um das Spindelläutewerk aufzuziehen,
Foto R. Werder
Zugmeldeanlage des älteren Typs.
Eigentlich eher in Braun oder Olivgrün gestrichen. In diesem Fall wurde sie nach der Automatisierung von Posten 17b mit der ganzen Wand zusammen mit weisser Farbe übermalt. Voltzähler (oben in der Mitte) und die Schildchen (in diesem Fall "von Arbon" und "von Horn" fehlen ebenfalls.
Hingegen ist das Fabrikschild "Integra Wallisellen 1955" noch komplett.
Die Tasten zum Abschalten der akustischen Signalgeber (Summer und Wecker) fehlen auch.

Dieser Typ Zugmeldeanlagen war weitherum verbreitet. bekannte Posten:
15b, 15d, 15f, 15h, 17b, 17c, 17d
wecker
Wecker Posten 17b Arbon, Foto R. Werder
Grundsätzlich geben Zugmeldeanlagen immer zwei Dinge von sich:

Meldung GRÜN und dazu ein Summton der direkt aus der Zugmeldeanlage kommt
Meldung ROT und dazu einen nicht zu überhörenden Wecker, der sich teilweise innerhalb oder auch ausserhalb des Postengebäudes (oder manchmal auch im Keller desselben) befand.

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